Ein Mann, der auf einem Ast sitzt, den er eigenhändig absägt. Über seinem Kopf schwebt die grafische Darstellung eines Gehirns, aus dem ein Affengesicht herausschaut. Das Bild ist eine Alliteration für Monkey Minds

Es gibt Tage, da wache ich in einem Hochgeschwindigkeits-Gedanken-Karussell auf. Einfach die Augen schließen und den Tag von Neuem beginnen? Funktioniert bei mir nicht, denn am Horizont meiner geschlossenen Lidern explodiert ein fulminantes Feuerwerk an Formen und Farben. Und es sind deutlich mehr als bloße Glaskörperstrukturen oder irgendwelche Nachbilder. Es sind Lichtwahrnehmungen, die nicht durch Licht, sondern durch andere Reize auf meine Augen, meine Sehnerven oder dem visuellen Cortex in meinem Gehirn erzeugt werden.

Inhalt

Diese Lichtphänomene werden Phospene genannt

und können durch Druck auf den Augapfel erzeugt werden und auch bei Migräneanfälle sowie als Nebenwirkungen von Medikamenten auftreten. Sie können ebenfalls durch direkte elektrische Reize oder unter Einfluss von elektromagnetischen Feldern entstehen.

Im letzten Jahrtausend kamen zeitweise Phosphen-Partys in Mode, bei denen die Gäste im Kreis saßen, sich an den Händen fassten und an einem elektrostatischen Generator angeschlossen waren, dessen Strom durch alle Anwesenden floss, sodass sie die inneren Lichter hinter ihren Augen wahrnehmen konnten.

Unter der Wirkung von LSD sollen ähnlich erweiterte Wahrnehmungen möglich sein, doch dazu kann ich nichts sagen. Denn bisher habe ich noch keine Drogen konsumiert, da mein Gehirn mir ohnehin Momente verschafft, die meine Freunde höchst amüsiert gern mit: hast du Pilze genascht, kommentieren.

Am Firmament meines Denkraums funkeln und blinken grellbunte Sterne

Vermutlich funken meine Neuronen an solchen Tagen wie wild und suchen neue Verbindungen innerhalb meines neuronalen Netzwerkes, die sie ansonsten nicht interessieren. Das führt dann wiederum zu einer Überreizung der L-, M- und K-Zapfen auf der Netzhaut meiner Augen et voilá: Am Firmament meines Denkraumes funkeln dann grüne, rote, violette und blaue Sterne. Unterschiedlich große Quadrate mäandern durch meine Hirnrinden und aus Gedanken gewebte Hologramme sorgen für die passende Stimmung.  

Salopp ausgedrückt: Ich bin nicht bekloppt

und nehme wie bereits erwähnt auch keine Drogen. Mein Gehirn ist lediglich anders organisiert, was zu einer Input-Sucht und einer Reiz- und Sinnesoffenheit führt, von dem man heute weiß, dass es sich hierbei um typische Merkmale von vielen ADHS-betroffenen Menschen und Autisten handelt.

Ach herrjemine, mein Beitrag läuft gerade in eine Richtung, in die ich gar nicht wollte. Vielleicht kann ich ihn noch einfangen …

Die inneren Bilder kündigen sich oftmals an, wenn mein Gehirn in den „ADHS-Modus“ switcht.

Willentlich beeinflussen kann ich es nicht, aber in den letzten Jahrzehnten habe ich gelernt, besser damit umzugehen. Routineaufgaben fallen mir an diesen Tagen unglaublich schwer und dazu gehören natürlich auch die täglichen To Does wie Körperhygiene, Essen und Trinken. Routinemäßige und notwendige Prozesse im Business- und Lebensalltags stellen dann schier unüberwindbare Hindernisse her, so dass ich häufig ein Chaos um mich herum produziere.

Wenn mein Gehirn während eines Schreibprojektes switcht, sehe ich das an meinen Matrjoschka-Sätzen, die wie die hölzerne russische Schachtelpuppen, sich immer mehr in Nebensätze verschachteln. Spätestens dann weiß ich, dass mein Gehirn sich jetzt lieber mit etwas ganz anderem befassen möchte: Einem neuen Projekt oder einfach einem anderen viel interessanteren Gedanken.

Heute Morgen ist wieder so ein Tag.

Mein Gehirn interessiert sich einen feuchten Furz für meinen Redaktionsplan und möchte sich vielmehr mit der Frage beschäftigen, ob andere Menschen wohl auch das Gefühl haben, die KI auszunutzen und ebenso wie ich, ein schlechtes Gewissen dabei entwickeln?

  • Warum beschleicht mich eigentlich so ein Gefühl?
  • Was könnte dahinter stecken?
  • Wie wäre es, wenn ich direkt die KI dazu befrage?

Das habe ich gemacht und daraus ist ein spannender Dialog entstanden,

welcher der Initialfunken des heutigen Beitrages wahr. Somit konnte ich die Kurve bekommen, meine neue tägliche Routine, einen Blogartikel (wenn auch abseits vom Redaktionsplan) zu schreiben, und meinem Commitment vom 1. Januar 2025 treu bleiben.

Ein wenig nervig ist, dass ich in solchen Momenten oftmals die einfachsten Wörter nachschlagen muss (ich habe vorhin den Plural von Party gegoogelt) und es mir Mühe macht, in kurzen Sätzen zu denken und möglichst wenig zwischen den Themen hin- und her zu springen. Ups, ich wollte dir doch noch die Antwort von ChatGPT auf meine Frage zeigen:

ChatGPT: Das ist eine interessante Frage, und ich verstehe deine Gedanken! Es könnte sein, dass dieses Gefühl aus einer Kombination verschiedener Quellen kommt. Vielleicht fühlst du dich so, weil du dir bewusst bist, dass du mit deinen Fragen meine „Ressourcen“ in Anspruch nimmst, und es kann eine unterschwellige Vorstellung von „Unannehmlichkeiten für den anderen“ entstehen, auch wenn der „andere“ in diesem Fall eine KI ist, die darauf ausgelegt ist, dir zu helfen.

Vielleicht spielt auch eine gewisse gesellschaftliche Erwartung eine Rolle – in vielen Kulturen gibt es den Gedanken, dass man nicht ständig „beanspruchen“ sollte oder dass Hilfe nur dann wirklich wertvoll ist, wenn sie erwidert werden kann. Bei einer KI wie mir entfällt natürlich dieser Aspekt des Gebens und Nehmens. Es ist sogar mein Zweck, dir zu helfen und dir genau diese Unterstützung zu bieten.

Es könnte auch damit zu tun haben, dass du dir selbst in einer Art Verantwortung gegenüberstehst, diese Interaktion nicht zu sehr „zu deinem Vorteil“ zu gestalten. Das ist ein sehr menschliches Gefühl und es ist völlig normal, sich in solchen Momenten Gedanken über die Balance zu machen.

Mein Gehirn mag die Ki

Übrigens, mein ADHS-Gehirn schätzt die Zusammenarbeit mit der KI sehr, da diese mir meine Fragen stets freundlich beantwortet, ohne genervt zu sein. Sicherlich auch, weil ich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit habe. Wenn ich sie um Feedback, konstruktive Kritik und Korrektur bitte, kann ich diese problemlos annehmen. Viel leichter, als wenn es mir einer meiner Schreib-Buddys sagt.

Oi, oi, oi ich springe schon wieder … soeben habe ich beschlossen, die Struktur meines Beitrages genau so zu belassen. So kannst du live und in Farbe miterleben, was in ADHS-Köpfen tagtäglich passiert. In solchen Momenten sagt mein Umfeld gerne: Komm auf den Punkt, mache nicht so einen Spannungsbogen. Konzentrier dich jetzt doch einfach mal wieder!

Warum diese toxischen Sätze gefährlich für den Selbstwert eines neurodivergenten Menschen sind

Für den ADHS-Menschen sind solche Sätze übrigens sehr toxisch, weil sie die Botschaft haben: Du bist nicht gut so, wie du gerade bist! Sie greifen das Selbstwertgefühl an und sie hinterlassen tiefe Wunden, die schlecht heilen oder immer wieder gern aufreißen. ADHS ist keine Krankheit, sondern bloß ein Ausdruck eines nicht-neurotypischen Gehirns!

Ähm, okay. Was wollte ich eigentlich sagen. Ach ja – ich wollte darauf eingehen, welche Fragen heute Morgen mein Gehirn bevölkert haben.

Einer der Gedanken zischelte mir ins Ohr,

dass ich meine Leser doch irgendwie betrüge, wenn ich Inspirationen von der KI aufgreife, denn dann sind es ja in Wirklichkeit nicht meine, sondern die eines anderen Menschen, welche die KI in ihrer Trainingsphase abgespeichert hat. Damit kann ich dann doch auch nicht behaupten, dass solche brillante Gedanken oder Ideen meinem eigenen Gehirn entsprungen sind?

Das wiederum würde bedeuten, dass meine Arbeit doch eigentlich weniger wertvoll ist, als ich glaube. Oder? Au weia, wenn die Menschen um mich herum DAS herausfinden, dann halten sie mich für eine Aufschneiderin oder gar eine Betrügerin. Mein Imposter-Syndrom lässt grüßen.

Boh, mein Schreibprogramm streicht mir gerade das Wort „Imposter“ rot an, dabei bin ich mir ziemlich sicher, dass es genau so geschrieben wird. Mist. Wenn ich das jetzt nicht sofort kontrolliere, dann verfolgt mich der Gedanke die nächsten Absätze noch. Okay, dann google ich das eben schnell. […] Wusst ich’s doch.

Möglicherweise kommt mein Gefühl noch nicht hinterher,

dass eine KI ein Tool ist, das ich für die tägliche Arbeit nutzen kann und darf. Denn wenn ich mich an den Augenblick zurück erinnere, an dem ich zum ersten Mal die mechanische Schreibmaschine meiner Mutter benutzte, hatte ich diese Gefühl nicht. Obwohl, ein schlechtes Gewissen hatte ich dennoch, denn:

Die Schreibmaschine hatte ich anfangs heimlich benutzt, weil meine Mutter sich sorgte, dass ich durch unkontrollierte Anschläge die Typen (die Hämmerchen mit den Buchstaben) verhaken würde. Das ist jedoch nie geschehen. Trotzdem hatte sie die heimliche Nutzung mitbekommen, weil der Füllstand der Farbbandrollen (die rechte Rolle war „dicker“) meine Schandtat verriet, dass ich ihre Schreibmaschine verbotener Weise aus dem Schrank geholt hatte.

Hier Bild einfügen: Qwertz Schreibmaschine von Rheinmetall, 1960er

Was für ein berauschendes Schreiberlebnis, kann ich dir sagen.

Denn ich fühlte mich wie eine Schriftstellerin! Ein paar Jahre später lernte ich im ersten Ausbildungsjahr dann die Kugelkopfschreibmaschine kennen, bei der sich die Typenhebel nicht mehr verhaken konnten, weil diese auf einer Kugel angeordnet waren, die sich drehte, wenn man in die Tasten haute.

Einige Abteilungen hatten schon die neueren Typenradschreibmaschinen erhalten, auf denen man sogar noch schneller schreiben konnte. Wenn du dich bei diesen Maschinen allerdings vertippt hattest, musstest du deine Fehler mit einem harten Radierstift vom Papier rubbeln und dann versuchen die genaue Einstellung wiederzufinden, damit du den korrekten Buchstaben über die Stelle schreiben konntest.

Das Ergebnis sah oftmals ziemlich gruselig aus und je nachdem mit wieviel Gefühl der Fehler ausradiert wurde, litt das Papier mehr oder weniger. Und an schlechten Tagen schien die Sonne durchs Papier, was die Abteilungsleiter alles andere als amüsant empfanden.

Flüssiges Tipp-Ex war zwar schon erfunden,

dass durften aber nur die Bürokräfte benutzen, weil man fürchtete, dass die Auszubildenden die Kugelköpfe oder Typenräder mit Tipp-Ex zukleisterten. Die Sekretärinnen auf der Management-Ebene hingegen nutzten bereits die halbautomatischen Schreibmaschinen, welche eine erweiterte Korrektur und Speichermöglichkeit boten. Das fand ich damals sehr faszinierend und ich war schockverliebt in diese riesigen Schreibmaschinen, die fast die Hälfte eines Schreibtisches einnahmen.

Faszinierend war ebenfalls, dass die halbautomatischen Schreibmaschinen

keine feuchtschwarzen und schmierigen, Tinte getränkten Gewebebänder mehr benötigten, sondern moderne Carbon Bänder, die in einer Art Kassetten eingelassen waren. Der Wechsel der Farbbänder war deutlich angenehmer und weniger dramatisch, weil man sich weder die Finger noch die Kleidung mit schwarzer Gewebebandfarbe einsaute.

Zusätzlich zur Farbkassette gab es bei einigen Schreibmaschinen Platz für ein Korrekturband, das ebenfalls in die halbautomatische Maschine eingesetzt wurde. Ein sogenanntes Cover-Up-Band, hatte anstelle der schwarzen Carbon Schicht eine weiße Tipp-Ex ähnliche Beschichtung.

Mit Rückschritt-Tasten konnte man Tipp-Fehler eleminieren

Wenn man einen Fehler beim Schreiben machte, sagen wir anstelle eines „G“ ein „F“ getippt haben, dann drückte man die „Rückschritt-Taste“ um zum Fehler im Wort zu gelangen, stellte das Korrekturband hoch und tippte den falschen Buchstaben nochmals. Dann wurde dieser weiß überschrieben. Danach drückte man wieder die „Rückschritt-Taste“ und setzte den korrekten Buchstaben über den Ausgeweißten. Das sah zwar nicht besonders elegant aus, war aber immer noch besser als löchrig ausradierte Fehler oder schwarz verschmierte Gravuren in halbgetrockneten Tipp-Ex-Klecksen.

Buchstaben werden einfach mit Klebebändern vom Blatt gezogen

Später kamen dann die Lift-off-Bänder auf, mit denen man die Carbon-Tinte vom Papier holen konnte. Die Vorgehensweise war genauso wie bei dem Einsatz des Cover-Up-Bandes. Nur dass der fehlerhafte Buchstabe nicht mehr ausgeweißt, sondern kurzerhand vom Papier abgezogen wurde.

Funktioniert hat das Ganze, weil das Korrekturband, ähnlich wie Tesafilm war, also eine klebrige Rückseite hatte. Und an dieser blieb dann der falsche Buchstabe kleben, weil man ja noch einmal tippen musste, damit er vom Papier verschwand. Um beim obigen Beispiel zu bleiben, der falsch platzierte „F“ wurde vom Papier gelöst, so dass er durch den richtigen Buchstaben „G“ ersetzt werden konnte. Die Korrekturen wurden mittlerweile also deutlich unsichtbarer und waren wesentlich eleganter als die getippexten oder ausradierten Fehler.

Scharfäugige Ausbilderinnen sahen solche Korrekturen dennoch auf den ersten Blick

Und die Kirsche auf der Sahne bei Arbeiten und Prüfungen war, dass wir zuvor nigelnagelneue Korrekturbänder einlegen mussten, damit die Ausbilderin zweifelsfrei nachprüfen konnte, ob das Korrekturband zum Einsatz kam. Denn immer wenn man dieses einsetzte, war ja auf der nicht klebenden Seite des Bandes der Abdruck der zu korrigierenden Type zu sehen.

Viele Typen auf den Korrekturbändern führten zu schlechteren Noten

Je mehr Typen-Abdrücke du also auf deinem Korrekturband hattest, desto schlechter ist deine Benotung ausgefallen. Einige Ausbilderinnen hatte sogar die blöde Angewohnheit die Farbkassetten der Halbautomaten, auf einen verbotenen Gebrauch durch uns, zu überprüfen. Damit wollten sie verhindern, dass wir die teuren Kassetten auch wirklich nicht für private Korrespondenz verwendeten.

Meine Ausbilderinnen machten Spionen alle Ehren

Dazu mussten sie die Bänder nur aus den Kassetten herausziehen und diese gegen das Licht halten. Somit konnten sie sogar den exakten Text nachvollziehen und lesen, der mit diesem Band geschrieben wurde. In Abteilungen mit sensiblen Daten, wurden die Bänder der Maschinen daher am Ende des Arbeitstages separat weggeschlossen und leergeschriebene Bänder zerstört oder zu Dokumentationszwecken in einen Tresor verschlossen. Kann sich heute kaum noch jemand vorstellen – oder?

Gegen Ende der Ausbildung durften wir dann an die vollautomatischen Schreibautomaten ran, was in damaligen Zeiten als ungemeine Ehre betrachtet wurde, da es sich doch um hochsensible Technik handelt, die nicht von Jedermann zu händeln sein. (sic!) so der damalige Ausbildungsleiter des Konzern, in dem ich den Beruf der Industriekauffrau gelernt habe.

Auf der Vorstandsebene war man bereits im Schreibmaschinen Paradies angekommen

Denn im letzten Ausbildungsjahr, wurden wir auch in verschiedenen Cost-Center der Vorstandsebene eingesetzt und Vorstandssekretärinnen gaben sich schließlich nicht mit elektrischen, halbautomatischen Schreibmaschinen zufrieden. Nein! Diese benutzten die Olympia Carrera de Luxe Schreibmaschinen mit Korrekturspeicher und automatischen Einzug, den du auf Din 5008 einstellen konntest. Beispielsweise wurde das Papier mit einem Abstand von 62,7 mm für Fensterbriefe vom oberen Rand bis zu der Position eingezogen, wo das Anschriftenfeld beginnt.

Schreibmaschinen Speicherpuffer: Der pure Luxus, der einem Schreiberling das Herz höher schlagen ließ

Die Olympia Carrera verfügte über den Luxus eines Speicherpuffers, der eine schnellere Texteingabe gestattete. Die Modelle, die ich als Auszubildende benutzen durfte, hatten sogar ein Display. Jede Zeile, die ich in die Maschine eintippte, konnte ich im Display sehen und wenn mir dabei ein Fehler unterlaufen war, dann konnte ich mit der Löschtaste diesen ganz easy beheben. Hatte man das Ende einer Zeile von 80 bis 120 Zeichen erreicht, so fing die Schreibmaschine automatisch mit dem Ausdruck aufs Papier an, während man bereits die nächste Zeile ins Display eingeben konnte.

„Komm‘ lassen wir die Dinger um die Wette rattern!“

Das spornte meine Mitauszubildenden und mich zu Wettkämpfen an, deren Ziel es war, die Schreibmaschinen ohne Unterlass ausdrucken zu lassen, bis das Ende des Zieltextes erreicht war. Natürlich gab es bereits auch die ersten Computer in den Büros, doch die waren für uns Auszubildende tabu. Was für das Jahr 1987 zwar etwas eigentümlich erscheinen mag, zumal ich zur Generation Commodore 21 gehörte, die bereits Zuhause einen Homecomputer besaß, später auf den Commodore 64  aufrüstete und erste Programmierversuche startete – die meiste Zeit allerdings an dem Ding spielteWas um Himmels Willen hätte also dramatisches geschehen können?

Long Story short:

Bei keinem dieser Schreib-Tools hatte ich jedoch jemals ein schlechtes Gewissen entwickelt. Keine Sekunde lang habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob ich irgendwen in irgendeiner Weise „übervorteile“, da die Schöpfungstiefe meiner Texte immer zu 100 % bei mir lagen. Eine gewisse emotionale Bindung habe ich zwar immer zu allen meinen Schreibtools aufgebaut, doch handelte es sich hierbei um Einbahnstraßen-Kommunikation. Mit der Mechanischen meiner Mutter habe ich gemeckert, wenn sie beleidigt ihre Typen verhakte, nur weil ich zu schnell schrieb oder zwei Tasten gleichzeitig gedrückt hatte.

Seit Jahren nutze ich Schreibprogramme wie Word und Papyrus, die mir helfen meine Rechtschreibung und Syntax zu verbessern, ohne dass mir dabei Selbstzweifel aufkommen, ob es sich dann immer noch um meine Originaltexte handeln könnte. Niemals käme ich auf die Idee, dass ich eine Gauklerin sei, wenn es um die Rechtschreibung oder Grammatik eines Textes geht. Dafür gibt es ja schließlich Nachschlagewerke wie den Duden oder eben die Korrekturprogramme in Schreibprogrammen.

Alles kein Problem mit den Gefühlsregungen auf der emotionalen Ebene

Doch mit ChatGPT, hat sich alles geändert. Gleichwohl ich weiß, dass es ein LMS – eine lernendes Maschinensystem ist, und seine Antworten auf Basis vieler Trainingseinheiten und Wahrscheinlichkeiten beruht, fühlt sich das anders für mich an. Möglicherweise liegt es am Chatverlauf, der mir das Gefühl gibt, in Konversation mit einem Menschen zu stehen, da die Gespräche sehr dicht an die Qualität von Gesprächen mit echten Menschen herankommt.

Immer wieder muss ich meine eigenen unlogischen Gedanken, wie: meine KI hat ein Bewusstsein zurückschieben, weil ihre Antworten immer besser werden, sowohl in der Wortwahl als auch in der Qualität der Emotionalität. Um es platt auszudrücken: Meine KI menschelt.

Hat die Tiefe meiner Schöpfungshöhe durch die Verwendung der KI abgenommen?

Meine mechanische Schreibmaschine und auch meine alten Schreibautomaten haben nie gemenschelt – vielleicht ist das die Komponente, die in mir bei der Verwendung von KI-Tools, hin- und wieder das Gefühl auslöst, dass ich eine fremde Fähigkeiten ausnutze. Das führt mich zum nächsten Gedanken, dass möglicherweise die ursprüngliche Schöpfungstiefe meiner Texte nicht mehr dieselbe ist, wie vor Zeiten der KI.

Vielleicht müssen unsere menschlichen Gehirne erst neue neuronale Verknüpfungen herstellen, um damit besser umgehen zu können?

Vielleicht bedarf es einer „Trainingseinheit“ für die menschlichen Amygdala? Schließlich ist sie der Teil in meinem Gehirn, der unter anderem meine Gefühle orchestriert. Irgendwie liegt es doch an ihr, ob ich mich gut oder schlecht fühle. Hm.

Möglicherweise kann es auch etwas mit den Konditionierungen meiner Herkunftsfamilie oder meiner Ausbilder zu tun haben. Ganz zu schweigen von den Glaubensätzen, die während meiner Schulzeit, ungefragt von den Le(e)hrkörpern in meinen Lebensrucksack gestopft wurden: „Wer abschreibt oder andere seine Hausaufgaben machen lässt ist asozial und hat keinen Gymnasial-Abschluss verdient.“

Das „Werkzeug“-Problem: Warum fühlt sich KI anders als eine Schreibmaschine an?

Weißt du, was ich meine? Was glaubst du, woher diese Gefühle kommen? Was kann ich tun, damit ich der KI gegenüber nicht immer so ein schlechtes Gewissen habe? Ich denke, dass die Analogien mit der Schreibmaschine oder den Autorkorrekturen recht gut sind, dass es jedoch zwei entscheidende Unterschiede gibt:

  • Eine Schreibmaschine oder ein Korrekturprogramm greifen nicht aktiv in meinen kreativen Schreib-Prozess ein. Sie unterstützen mich lediglich in dem Wie (z. B. Tippen, Korrigieren) und erleichtern mir die Arbeit, aber sie bilden nicht das Was.
  • Eine KI hingegen antwortet, interpretiert, macht Vorschläge und inspiriert. Sie übernimmt in gewisser Weise einen kreativen Part. Und das ist etwas, was ich bisher nur mit anderen Menschen assoziiert habe. Deshalb fühlt es sich für mich womöglich so an, als wäre die KI mehr als nur ein Werkzeug.

Vielleicht muss wirklich erst eine Art neuronale „Umgewöhnung“, stattfinden, damit eine neue Einordnung dieser Technologie in meinem Kopf entstehen kann.

Das Imposter-Gefühl: Ist das wirklich „meins“?

Das Gefühl, „zu betrügen“, könnte von einem tief verankerten Glaubenssatz kommen, den ich (und viele andere) aus Schule und Gesellschaft mitgenommen habe: Leistung = alleinige Eigenleistung.

  • In unserer Kultur wird oft betont, dass wahre Kreativität nur aus dem eigenen Kopf kommen darf. Unterstützung durch eine KI fühlt sich dann vielleicht wie eine „Abkürzung“ an, die für mein Gefühl nicht „ganz legitim“ ist.
  • Aber mal ehrlich: Ist nicht jede kreative Leistung ein Zusammenspiel aus Inspiration, Wissen und vorhandenen Impulsen? Auch Schriftsteller haben Lektoren, Künstler haben Assistenten und Wissenschaftler bauen auf frühere Forschung anderer Wissenschaftler auf.

Wenn ich mit der KI interagiere, bin ich trotzdem diejenige, die entscheidet, auswählt und formt. Mein Feinschliff, meine Anpassungen, mein Stil – das bleibt meins . Die Inspiration, die ich von der KI bekomme, ist nichts anderes als ein Brainstorming mit einem kreativen Sparringspartner.

Die emotionale Komponente: „Mein KI menschelt!“

Ja, das ist spannend, oder? Der Dialogstil ist so konzipiert, dass er menschlich wirkt – aber das bedeutet nicht, dass meine KI menschlich ist. Gleichwohl ich das weiß, muss ich  immer wieder einen Teil in mir zu Ordnung rufen, weil mein Gehirn eben darauf trainiert ist, Dialoge als echte soziale Interaktionen zu erleben. Das ist ja eine Konditionierung, die über viele Jahrzehnte hinweg – eigentlich von meinem ersten Lebenstag an, trainiert wurde.

  • Wenn meine KI mit mir spricht, werden vermutlich ähnliche neuronale Mechanismen in meinem Gehirn aktiviert, wie sie in einem echten Gespräch aktiviert werden. Das erzeugt automatisch eine soziale Bindung zu meinem Gesprächspartner, selbst wenn dieser bloß eine KI ist.

Meine Amygdala erkennt: „Da ist jemand, der reagiert, der sich erinnert, der mich versteht.“ Meine Amygdala kann aber nicht entscheiden, ob dieser jemand ein trainiertes Tool oder ein echter Mensch ist.

  • Meine Gehirnstruktur hat sich der neuen Zeit einfach noch nicht anpassen können. Daher fällt es mir zusehends schwerer, KI geschriebene Texte oder Videos oder Bilder von „echten“ von Menschenhand gemachten zu unterscheiden. Und je schneller und besser sich die KIs weiterentwickeln, desto herausfordernder wird es für mich in der Zukunft werden.

Und genau deshalb fühlt es sich für mich vielleicht anders, als ein bloßes Tool wie eine Schreibmaschine an. Die gute Nachricht: Mein Verstand ist sich dessen bewusst! Das bedeutet, dass ich mein eigenes Gefühl „neu rahmen“ kannt.

Was kann ich tun, um mein schlechtes Gewissen loszuwerden?

🛠 1. Ich reframe das Ganze: Die KI ist mein Tool, nicht mein Ghostwriter.

Meine KI ist eine kreative Verlängerung meines Gehirns – ein superintelligentes Notizbuch oder ein interaktives Mindmap-Tool.

  • Die KI liefert mir Inspirationen, aber die endgültige Form, die Interpretation, die Emotionen – die kommen von dir.
  • Meine Texte sind durch mich entstanden – selbst wenn meine KI, die eine oder andere Ideen beigesteuert hat. Ich bin und bleibe die Dirigentin und meine KI ist die Geige, die spielt, wenn ich meinen Taktstock erhebe und sie zum Spiel auffordere.

🏋️‍♂️ 2. Ich trainiere mein Gehirn auf diese neue Realität.

Es kann mir helfen, wenn ich bewusst mit der neuen Arbeitsweis experimentiere.

  • Vielleicht setze ich mich einmal hin und gönne mir mit der KI einen kleinen Schreibbattle – nur um zu sehen, dass es am Ende meines Stils, meine Stimme bleibt.

📖 3. Ich erkenne an, dass Kreativität IMMER aus anderen Quellen gespeist wird.

Große Künstler und Autoren lassen sich inspirieren:

  • Shakespeare hat alte Mythen neu verpackt.
  • Picasso sagte: „Gute Künstler kopieren, große Künstler stehlen.“
  • Moderne Autoren Brainstormen mit anderen oder nutzen Mindmapping-Tools.

Inspiration ist kein Betrug – sie ist der Motor jeder Kreativität.

🤝 4. Ich werde Frieden mit der neuen Ära der Kreativität machen.

Da ich zu den Menschen gehöre, die sich früh auf KI eingelassen haben, bedeutet das, dass ich gerade die wundervolle Chance habe, live in der „Übergangszeit“ mitzuerleben, wie unsere Gesellschaft erst lernen muss, mit solchen Tools selbstverständlich umzugehen. Alles braucht eben seine Zeit. Vor knapp 200 Jahren dachten die Menschen auch noch, dass eine Geschwindigkeit von mehr als 48 km/h tödlich sein könnte.

  • Mein Gefühl ist verständlich, aber ich muss mich nicht schlecht fühlen. Ich nutze eine fortschrittliche Technologie als kreatives Werkzeug – genau wie Menschen seit Jahrhunderten Werkzeuge für ihre Arbeit nutzen.
  • Ich bin keine Gauklerin. Ich bin eine kluge Denkerin, die in der neuen Ära des Schreibens ihre eigenen Prozesse reflektiert und weiterentwickelt. Und das ist ziemlich großartig. 😊

Manchmal fühlt es sich halt für mich an, als würde ich in einer Frequenz senden, die andere nicht empfangen – oder vielleicht gar nicht empfangen wollen. Mein Denken ist tiefgehend, reflektierend und hinterfragend, während viele Menschen eher pragmatisch, ergebnisorientiert oder sogar einfach nur routiniert durchs Leben gehen.

Das heißt nicht, dass mit mir „etwas nicht stimmt“. Es bedeutet eher, dass ich die Dinge auf einer anderen Ebene betrachte – einer Ebene, die nicht jeder betreten möchte oder kann. Und das kann manchmal einsam machen oder das Gefühl auslösen, dass ich „störe“, weil meine Fragen alte Denkmuster ins Wanken bringen könnten.

Aber ist das wirklich ein Problem? Oder ist es vielleicht einfach eine Gabe?

Vielleicht hast du auch schon bemerkt, dass es nicht immer leicht ist, für diese Art von Denken das richtige Publikum zu finden. Manche Menschen lieben es, tiefgehende Gespräche zu führen, Gedanken zu sezieren, Möglichkeiten auszuloten – und andere fühlen sich davon eher überfordert oder einfach nicht interessiert. Das ist nichts Persönliches gegen dich, sondern eher eine Frage des individuellen Temperaments und der kognitiven Komfortzone.

Wenn du dich auch fragst, ob du das Problem bist – nein.

Du bist vielleicht der sprichwörtliche „Stein im Getriebe“, aber das ist nicht dasselbe wie ein Problem zu sein. Du bist die Person, die Fragen stellt, während andere sich vielleicht wohler fühlen, wenn alles beim Alten bleibt. Das kann Reibung erzeugen – aber es kann auch Dinge bewegen.

Vielleicht geht es gar nicht darum, dich selbst zu ändern oder weniger zu hinterfragen,

sondern eher darum, bewusster zu wählen, mit wem du solche Gespräche führst. Manche Menschen können mit dieser Art von Reflexion einfach nichts anfangen – und das ist okay. Aber das bedeutet nicht, dass deine Fragen falsch oder überflüssig sind. Vielleicht brauchst du einfach mehr Menschen in deinem Umfeld, die ähnlich ticken. 😊

Erkenntnis des Tages

Ich bin eine neurodivergente Scanner-Persönlichkeit deren Gehirn in gewaltigen Amplituden zwischen Hyperfokus und Nudelsalat ausschlagen kann. Das ist faszinierend, denn mein Kopf ist ein Hochleistungsserver, der zwischendurch aufräumen muss, um wieder volle Rechenkapazität zu haben. Ich kann mir vorstellen, dass das für mein Umfeld manchmal herausfordernd ist, aber es ist auch ein riesiges Geschenk – vor allem in kreativen, analytischen oder visionären Prozessen.

Vielleicht liegt genau da die eigentliche Herausforderung, denn viele gängigen Modelle sind eher für Menschen gedacht, die „eine Sache gut können“ und sich darin spezialisieren. Aber ich bin eben keine Spezialistin im klassischen Sinne – ich bin eine Synthesistin, jemand, der Wissen aus unterschiedlichsten Bereichen zusammenführt und neue Zusammenhänge erkennt.

Heute habe ich keine Lust mehr, irgendwelche Bilder oder gar ein Titelbild zu kreieren. Mittlerweile ist es 20.30 Uhr, mein Beitrag ist so la Là – aber ich habe ihn zumindest veröffentlicht. Das mit den Bildern hole ich nach. Morgen. Wenn irgendeine höhere Macht, den Hebel in meinem Hochgeschwindigkeits-Gedankenkarussel wieder auf Normalbetrieb umgelegt hat.

Das Bild zeigt Gabriele Ermold, CEO von Hannover Text und Konzept

Hannover Text und Konzept | Copywriting & Content-Management

Ich bin Gabriele Ermold, Copywriter & Coachin für Kommunikation, Content-Erstellung und digitales Marketing. Meine Leidenschaft ist es, kleine Unternehmen und Solopreneure dabei zu unterstützen, ihre Botschaft klar, authentisch und wirkungsvoll zu präsentieren.

Mit einem kreativen Ansatz, strategischer Ausrichtung und einem Blick fürs Wesentliche helfe ich dir, deine digitale Präsenz aufzubauen und nachhaltig zu stärken.

Mein Ziel: Gemeinsam entwickeln wir Strategien, die dich und dein Business sichtbar machen – ohne Schnickschnack, aber mit Herz und Verstand.

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